Fülle Erleben

FÜLLE

“Eben hat es noch mal geregnet, die Luft ist schwül. Ich sitze an meinem Schreibtisch am offenen Fenster. Mein Blick fällt auf die blühende Glyzinie. Ab und zu weht eine kühlende Brise durch die Wohnung.

Gerade kommt die Abendsonne zwischen den Wolken hindurch und wirft das Licht- und Schattenspiel der Blätter und Ranken an die Holzfassade. Aus meinem Lautsprecher tönt leise französische Musik. Die lila Blütendolden leuchten im milden Licht der untergehenden Sonne.”

Wenn Du das liest, was löst das bei Dir aus? Hast Du Bilder im Kopf? Spürst Du das in Deinem Körper? Wenn Du Lust hast, dann kannst Du mal überlegen, welche Bedürfnisse bei Dir genährt werden, wenn Du das liest.

Bei mir passieren außer den oben beschriebenen Dingen gleichzeitig ja noch viele, viele andere Dinge in diesem Moment: Ich spüre meine schmerzende linke Schulter und den schmerzenden Ellenbogen, der schmerzhafte Druck an meinen Handballen, weil ich mich immer noch nicht um eine Schreibunterlage gekümmert habe. Der Druck meines Hosenbundes, weil ich zuviel Bananenmixmilch getrunken habe, eine ToDo-Liste, die mir im Nacken sitzt und deren Anspannung ich in den hochgezogenen Schultern bemerke. Die Anspannung, die die Dinge auslösen, die ich in den vergangenen Tagen gemacht haben wollte, aber es nicht tat, zum Beispiel Sport. Das löst immer wieder zwischendurch kleine Wellen des Unwohlseins aus. Ab und zu huscht ein Gedanke durch meinen Kopf, was ich alles tun könnte (und sollte?) statt hier zu sitzen und zu schreiben. All das und noch vieles mehr geht in ein und dem selben Augenblick in “meinem System” vor sich. Ganz zu schweigen von der unterschwelligen Stimmung, die durch die andauernden Krisen der Welt ausgelöst wird.

Kann ich lenken, worauf ich mich fokussiere? Sollte ich das tun? Darf ich mich von der Schönheit der Welt beeindrucken lassen, obwohl es auch so viel Hässliches gibt?

Ich bin der Meinung, dass es unerlässlich ist, gut für sich zu sorgen und Selbstfürsorge zu betreiben,
indem ich mich von dem Schönen, von der Fülle nähren lasse,
DAMIT ich mich KRAFTVOLL, GENÄHRT und ENTSCHLOSSEN
dem widmen kann, was verändert werden kann und muss!

ANHALTEN - ATMEN mit dem verbinden was ist

“Stop and breathe” - In einem deutschen Text las ich neulich für das englische Wort “to stop”, das im Kontext von Achtsamkeit oft mit “anhalten” übersetzt wird, das Wort “aufhören”.

AUFHÖREN - ATMEN

Das finde ich viel passender für das, was ich erlebe, wenn in meinem Alltag die Achtsamkeitsglocke erklingt und ich versuche “anzuhalten”. Ich bleibe (wenn es gut läuft) stehen und das vielleicht sogar für ein paar Atemzüge, aber ich höre nur selten auf!

Aufhören beinhaltet für mich auch den Widerstand. Es braucht Kraft und Entschlossenheit, um mit dem aufzuhören, was ich tue, um wirklich anzuhalten und im Hier & Jetzt anzukommen und zu atmen.

Und erst dann kann ich mich mit dem Verbinden, was das Hier & Jetzt offenbart. Dann kann ich mich bewusst dem zuwenden, was bei mir Leiden erzeugt und dem was mich nährt und hilfreich oder heilsam für mich ist.

Ich muss aufhören, zur Ruhe kommen und spüren, riechen, fühlen, sehen … In letzter Zeit spüre ich in solchen Momenten, wie ich dann aus einer Enge heraus weit werden kann. Meine Sinne öffnen sich, ich kann das feuchte Holz des regennassen Balkons riechen, die Bauernrosen auf meinem Schreibtisch, den Windhauch auf meinen Fingern spüren, die über die Tastatur huschen.

Wenn ich so bewusst wahrnehme was ist, dann kann ich bemerken, welche Bedürfnisse im Mangel sind (BEWEGUNG, GESUNDHEIT, …) und welche Bedürfnisse gerade gut genährt und in der Fülle sind (SELBSTBESTIMMUNG, LEICHTIGKEIT, KREATIVITÄT, RUHE, ÄSTHETIK, …)

Von dieser Fülle der Bedürfnissen kann ich mich nähren lassen. Ich kann auftanken an der Schönheit meines Ausblicks, an der Leichtigkeit der beschwingten Musik und der Ruhe meiner Wohnung. Ich kann mir die Strategien merken, die mir jetzt gerade diese Bedürfnisse nähren, um zu einem anderen Zeitpunkt auszuprobieren, ob sie auch hier funktionieren.

Wenn Du Lust hast, kannst Du mal testen, ob Du Dich aus Deiner Vorstellungskraft oder Erinnerung heraus mit der Fülle eines Bedürfnisses nach dem Du Dich sehnst, verbinden kannst.

Um das mal auszuprobieren, habe ich zwei neue Audios produziert:

Noch etwas, was ich mit Dir teilen möchte - DANKBARKEIT

Ich habe neulich bei einem Seminar dieses wunderbare kurze Video von Bruder David Steindl-Rast zum Thema Dankbarkeit gesehen, dass ich sehr sehenswert finde und Dir deshalb hier verlinke. Wenn es mir nur gelänge, mit dieser Attitüde in jeden einzelnen Tag zu starten!


Ich starte im August mit einer neuen Übungsgruppe für Achtsame Kommunikation

Wenn Du noch weitere Möglichkeiten ausprobieren möchtest, Dich mit Dir und Deinen Bedürfnissen zu verbinden, dann hast Du vielleicht Lust an der neuen Übungsgruppe ACHTSAME KOMMUNIKATION teilzunehmen. Wir starten die zweistündigen Übungsabende am 18. August 2025 um 18 Uhr mit dem Saisonpaket “Sommer”: Du meldest Dich für eine Terminserie von 5 Terminen an, so dass wir für die Zeit eine kleine “feste” Gruppe sind. Der Veranstlatungsort ist im Mehrgenerationenhaus Kaleidoskop, Steinstraße 2, 21244 Buchholz.

Wie auch im GARTEN veranstalte ich die Übungsgruppe ehrenamtlich. Ich biete verschiedene Preisgruppen an, so dass für jeden Geldbeutel etwas dabei ist. Alle Infos zur Idee und zum Inhalt der Übungsgruppe, sowie die Termine für das 2. Saisonpaket “HERBST/WINTER” findest Du hier. Ich würde mich freuen, wenn wir uns dort (wieder-) sehen!

Aufhören ist am einfachsten, wenn man noch gar nicht angefangen hat - Vielleicht eignet sich deshalb der frühe Morgen so gut für dies kleine Übung, um Dich mit Deinen Bedürfnissen zu verbinden.

Übung für den Morgen:

Starte in den Tag bei einer Tasse Tee oder Kaffee am offenen Fenster, auf dem Balkon oder im Garten: Begrüße den neuen Tag und suche Dir ein Bedürfnis aus der Liste oder aus den Bedürfnissteinen vom Glück IN Glas raus, dem Du heute gerne mehr Raum geben möchtest. Erinnere Dich an eine Situation, in der das Bedürfnis erfüllt war, oder stelle Dir eine Situation mit Deiner Vorstellungskraft vor. Bleibe 2-3 Minute in dieser Fülle und lenke Deine Aufmerksamkeit auf Deinen Körper: “Kannst Du die Fülle spüren?

Übung für den Abend:

Suche Dir zum Tagesabschluss aus Deinen gläsernen Bedürfnissteinen vom Glück IN Glas oder aus der Bedürfnisliste ein Bedürfnis heraus, dass heute gut genährt wurde. Stelle Dich ans offene Fenster, auf den Balkon oder in den Garten und erinnere Dich an die Situation oder die Situationen, in denen das Bedürfnis genährt wurde. Achte auch hier wieder darauf, welche Körperwahrnehmungen die Erinnerung der Situation in Dir auslöst. Schwelge 2-3 Minuten in dieser Fülle.

Viele weitere Übungen zum Erforschen Deiner Bedürfnisse findest Du in dieser Sammlung und im Bedürfnis JA!.

Nun sehe ich das Sonnenlicht nur noch indirekt durch das Leuchten großer, bauschiger Wolkenberge vor einem dunkler werdenden Abendhimmel. Die Luft ist deutlich kühler geworden und draußen ist es still. Mein Rücken schmerzt, mein Nacken ist steif und es ist Zeit … AUFZUHÖREN.

Schreibe mir gerne einen Kommentar, damit ich nicht so alleine bin mit meinen Gedanken.

Ganz herzliche Grüße aus dem GARTEN

Deine Katrin

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Von Verfall und Wachstum